100 Jahre Fachgebiet Papierfabrikation

Mit der Berufung von Dr.-Ing. Samuel SCHABEL zum Professor und Leiter des Fachgebiets im Jahr 2002 wurde erstmals weder ein Maschinenbau- noch ein Papieringenieur ausgewählt. Dennoch blieb die Berufungskommission ihrer Linie treu und wählte nach Prof. Brecht und Prof. Göttsching mit Prof. Schabel wieder einen, mit 37 Jahren zum Zeitpunkt der Amtsübernahme noch sehr jungen Institutsleiter aus. Mit Prof. Pfarr hat der aktuelle Fachgebietsleiter gemeinsam, dass sein letzter Arbeitgeber ebenfalls die Firma Voith war, wenngleich nicht in Heidenheim, sondern in Ravensburg. Mit der Neubesetzung erfolgte auch eine Umbennenung des Instituts für Papierfabrikation, das hochschulintern schon lange als Fachgebiet Papierfabrikation firmierte, jetzt aber offiziell die Bezeichnung Fachgebiet Papierfabrikation und Mechanische Verfahrenstechnik trägt. Damit soll die verfahrenstechnische Ausrichtung des Fachgebiets gestärkt werden.

Gleichzeitig ist Prof. Schabel wissenschaftlicher Leiter der gemeinnützigen Institution for Paper Science and Technology – IfP-GmbH, die 2001 gegründet wurde. Die Gesellschafter der IfP-GmbH sind zu zwei Drittel der VDP und zu einem Drittel die TU Darmstadt. Zwischen der TU Darmstadt und der IfP-GmbH existiert ein Kooperationsvertrag zur gegenseitigen Unterstützung bei Ausbildung und Forschung. Die IfP-GmbH diente dem Zweck, langjährige, unter Prof. Göttsching beschäftigte Mitarbeiter am Fachgebiet halten zu können und damit keinen Know-how-Verlust zu erleiden. Mittlerweile ist die IfP-GmbH so strukturiert, dass sie überwiegend Serviceleistungen im Rahmen von Forschungsaufträgen leistet und auch Dritten anbietet, während die wissenschaftliche Tätigkeit in den Forschungsprojekten von Mitarbeitern der TU Darmstadt erbracht wird.

100 Jahre IfP

In Erwartung des 100-jährigen Institutsjubiläums wurden direkt nach Berufung von Prof. Schabel und mit Hilfe der finanziellen Unterstützung von KORA und der Gertrud und Hellmut Barthel-Stiftung / Varel die Vorbereitungen zur gründlichen Renovierung des Fachgebiets getroffen. Damit einher ging der Abbau und der Transport von Versuchspapiermaschine, Satinierkalander, Rollenschneider und Querschneider, die vom Industriemuseum in Trebsen übernommen wurden und wieder funktionsfähig installiert werden sollen. Da die Papiermaschine infolge fehlenden Heizdampfes – das TH eigene Kraftwerk war zunächst privatisiert und dann stillgelegt worden – ohnehin seit mehreren Jahren nicht mehr betrieben werden konnte, fiel die Trennung nicht schwer. Dadurch konnte Platz geschaffen werden, um die Elektrowerkstatt und das Werkstattlager zu verlegen, eine neue Halle für Versuchsstände einzurichten und das Stoffaufbereitungstechnikum zu modernisieren und gleichzeitig zu vergrößern (Abb. 11). Letzteres wurde wieder mit den alten Maschinen bestückt, hat aber neue Antriebe erhalten und ist mit einem modernen Prozessleitsystem versehen. Das Stoffaufbereitungstechnikum kann sowohl für Forschungszwecke als auch für eine moderne studentische Ausbildung genutzt werden.

Neben diversen neuen Mess- und Prüfgeräten ist noch ein neuer Laborrefiner von Voith zu erwähnen, der mit verschiedenen Mahlgarnituren für den Betrieb als Scheibenrefiner und wahlweise auch Kegelrefiner 2005 in Betrieb genommen wurde. Der Laborrefiner wird über einen Computer gesteuert, erlaubt die Mahlung und vollautomatische Probenahme verschiedener Faserstoffe unter definierten Bedingungen verschiedener Mahltheorien (z. B. unter Vorgabe der spezifischen Kantenbelastung und der reinen spezifischen Mahlarbeit). Modernisiert wurde ebenfalls die alte Schleiferei, in der im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojektes zur Untersuchung verschiedener Holzlagervarianten auf die Schliffqualität eine neue elektrische Heißwasseraufbereitung installiert wurde. Außerdem konnten in den letzten Jahren nahezu alle Räume des Fachgebiets, überwiegend durch großzügige Spenden, renoviert werden und lassen das Institut heute hell, freundlich und mit modernen Geräten ausgestattet erscheinen.

Abb. 11: PMV-Innenhof nach der Renovierung in 2018
Abb. 11: PMV-Innenhof nach der Renovierung in 2018